Wiener Karlskirche
Wussten Sie, dass die Wiener Karlskirche zu den größten barocken Sakralbauten Wiens zählt und eigentlich ein inoffizielles Wahrzeichen von Wien ist. Kaum war Kaiser Karl VI., der Vater von Maria Theresia, am 26. Jänner 1712 aus Spanien in Wien eingetroffen um die Regierung der österreichischen Erblande nach dem Tod seines Bruders Kaiser Joseph I. zu übernehmen wartete schon das nächste furchtbare Schicksal. 1713 kam zum letzten Mal der schwarze Tod als Geisel über die Stadt Wien. Wie üblich wurde die Pest stets aus dem Osten eingeschleppt. Sie fand in Wien jedoch aufgrund der katastrophalen hygienischen Bedingungen und Beengtheit der Wohnverhältnisse beste Verbreitungsbedingungen. Kaiser Karl VI. flüchtete nicht wie sein Vater Kaiser Leopold I., sondern blieb in Wien. Als die Pest im Herbst abzuflauen begann und im Feber 1714 schließlich erlosch, machte Kaiser Karl VI. ein Gelübde wahr und legte den Grundstein zum Bau der Wiener Karlskirche.
Die Wiener Karlskirche ist der schönste Kuppelbau nördlich der Alpen
Nach über 20 Jahren Bauzeit konnte die Wiener Karlskirche am 28. Oktober 1737 feierlich eingeweiht werden. Sobald Sie den Innenraum der Karlskirche betreten, werden Sie zum Staunen beginnen. Ein einmaliges Gesamtkunstwerk des österreichischen Kaiserstils im Hochbarock nördlich der Alpen. Im Inneren öffnet sich einer der großartigsten religiösen Räume der Welt: Kolosssale Marmorpilaster tragen das Gebälk und leiten zu einem farbenfrohen Fresko über, das uns den Himmel geöffnet zeigt. Der Hochaltar mit der Apotheose des hl. Karl Borromäus ist ein wahres Gesamtkunstwerk. Der Hochaltar der Wiener Karlskirche ist eine grandiose Steigerung des Hochaltars der Peterskirche in Rom.
Fahrt mit dem Panoramalift in den geöffneten Himmel
Das prächtige Kuppelfresko von Johann Michael Rottmayr ist ein wahres Meisterwerk. Mit dem Panoramalift der Wiener Karlskirche fahren mit einem gläsernen Lift in den geöffneten Himmel. In einer Szene gibt es auch eine verstecke Botschaft zu Martin Luther. Lassen Sie sich über diese Darstellung aus dem 18. Jahrhundert überraschen.
Das Gelübde der Wiener Karlskirche von Kaiser Karl VI.
Das folgende Gelübde der Wiener Karlskirche wurde im Dom zu St. Stephan zu Ehren des Heiligen Karl Borromäus verkündet:
„Im Namen des einigen und allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! Allerhöchster, unbegreiflicher, gerechter, langmuthiger und höchst barmherziger Gott! ich Carl, an dem Hochaltare dieser Domkirche knieend, erkenne und bekenne als Dein Diener heute vor Dir, daß ich und mein Volk vor Dir gesündigt haben, also zwar, daß durch Deine schwere Hand Verwirrung und Todesschrecken unter uns allgemein entstanden ist.
Durch diese Straße gewarnet, bitten wir Dich um Vergebung unserer Sünden; denn eingedenk Deiner Barmherzigkeit, heißt Du, was Du schlägst, und führest wieder zurück, was Du zur Todesfporte hinführest. In Erkenntniß dieses Deines gütigsten Willens, sage ich Dir, als dem Herrn des Lebens, mit andächtigem Herzen Dank und hoffe ganz zuversichtlich, daß Du, o Gott, unser Erretter, indem wir auf Dich allein hoffen, unser Schild wider die Todespfeile sein und uns durch die Provinzen unseres Reiches mit dem Leben auch die vollkommene Gesundheit schenken werdest. Daher ich für mich und meine Familie, für meine Königreiche und Provinzen verspreche und gelobe, daß ich zur Vermehrung Deiner Ehre und zur Aufnahme unseres heiligsten Glaubens eine neue Kirche unter dem Titel des heiligen „Carl von Borromä“ erbauen und Mittel und Sorge aufbieten werde, damit in dieser Kirche zu ewigen Zeiten um Abwendung der Pest in den österreichischen Staaten, nach mit der Glocke gegebenen Zeichen, täglich eine Stille, am Donnerstage jeder Woche aber eine gesungene Messe gehalten werde, da auch zugleich Nachmittags der Rosenkranz mit fünf Absätzen und die lauretanische Litanei soll gebetet werden.
Gleichwie ich ferner mich, meiner Nachfolger und die Stände der Provinzen vor Dir, o Gott der Herrlichkeit, zu Haltung dieses Sühnungsgelübdes verbinde, um Dir für alle Wohlthaten zu danken, Vergebung zu erflehen und Abwendung der Übel zu erbitten, so will ich Dich durch die unendlichen Verdienste Jesu Christi unseres Erlösers und Urhebers unseres Lebens, und durch die häufigen Verdienste der ohne Makel empfangenen Jungfrau Maria, der heiligen Stephan des Königs, Wenzel, Adalbert und anderer Schutzheiligen, fußfällig und inbrünstig geben haben, Du möchtest dieses Opfer meines unterthänigsten Gelübdes Dir, o Gott, mein Herr gefallen lassen, und auf diesen Dir gelobten Tempel, auf dieses Heiligthum, dessen Steine auch bei unserem Schweigen Dein Lob ausrufen und verkünden werden, als auf das Zeichen des, zwischen Dir und uns vermittels Deiner Gnade gemachten Bundes von Deinem himmlischen Thron herabsehen, damit Du, o großer Gott, in Deiner großen Güte, Dich unser erinnerst, und damit wir, deiner Befehle, Gerichte und wunderbaren Werke eingedenkt, und frei von aller Furcht der Übel des Krieges, des Hungers, und der Pest, sowohl die noch übrigen Personen unserer Familie gerettet, als auch nach unserem Wunsche unser Volk mit überflüssigem Segen von Dir immer begabt sehen mögen; was ich Carl, der ich zur Haltung dieses Gelübdes verbunden bin, wünsche und hoffe.“