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75 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs

75 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs 

Am 8. Mai 2020 gedenken wir an 75 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Oberkommando der deutschen Wehrmacht erklärte die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Streitkräfte. Österreich liegt in Schutt und Asche.

Tyrannei, unschuldiges Morden und Unterdrückung haben ein Ende. Das Recht hat gesiegt.

Sehnsüchtig haben die Völker auf diesen Tag gewartet, der kommen musste, mit derselben Notwendigkeit, mit der die Sonne die Nacht verscheucht.

Es gibt keinerlei Entschuldigung, nicht den leisesten Milderungsgrund für die deutsche Raserei, die den Krieg begonnen hat und die ihn sechs Jahre lang über Trümmerhaufen, Leichenberge sowie Schutt und Asche von Städten weiterschleppte.

Es war ein teuer erkaufter, schwer erkämpfter Friede, den die Österreicher mit dem ersten Morgenhauch am 8. Mai 1945 endlich verspüren konnten. Wir müssen gemeinsam den Frieden schützen, entschlossen, einmütig und mit brennender Leidenschaft.

Die Niederlage Deutschlands war geschichtlich vorausbestimmt, denn der Raubzug des Rassenhasses, des Größenwahns gegen die freiheitsliebenden Völker musste schließlich den Widerstand der Welt hervorrufen.

Diese unabwendbare Niederlage war seit dem Winter 1941/1942, seit der ersten Katastrophe der Hitlerarmee vor den Toren Moskaus und vor allem seit der Schicksalswende von Stalingrad für jeden denkenden Menschen offenkundig. Mit einem Funken Verantwortungsgefühl hätte man damals die Konsequenzen gezogen und sich zum Frieden um jeden Preis bereit erklärt. An der Spitze des Deutschen Reiches standen aber keine Volksführer und keine Staatsmänner, sondern verbrecherische Abenteurer, herz- und hirnlose Banditen, deren Gewerbe nur die Zerstörung, deren Ziel nur das Chaos war. Die deutsche Nation hatte sich mit Leib und Seele dieser verschworenen Ideologie, mit dem Slogan von Reichspropagandaminister Dr. Göbbels „Wollt Ihr den totalen Krieg?“ , ausgeliefert und fand in sich nicht die sittliche Kraft, den Rückweg zu Vernunft und Wahrheit anzutreten.

Der Anfang

Am 12. März 1938 beginnt das rot-weiß-rote Requiem für Österreich. Der Name Österreich wird für die nächsten sieben Jahr von der Landkarte gelöscht. Österreich wird in das Deutsche Reich eingegliedert. Die Tyrannei und eine inszenierte Ideologie haben begonnen.

Aufmarsch der Fahnen zur nächtlichen Feierstunde auf dem Heldenplatz in Wien aus Anlass des Jahrestages der Machtübernahme © PBZ-Essel (Tagespresse März 1939)

12. März 1938: 1 Uhr nachts – Ansprache im Rundfunk

In tiefer Bewegung verkünde ich in dieser feierlichen Stunde: Österreich ist frei geworden! Österreich ist nationalsozialistisch! Durch das Vertrauen des ganzen Volkes emporgetragen, ist eine neue Regierung gebildet worden, die nach den Grundsätzen unserer herrlichen nationalsozialistischen Bewegung ihre ganze Kraft für Glück und Frieden für das ganze Land einsetzen wird. Arbeit und Brot für alle Volksgenossen zu schaffen, wird ihre erste Aufgabe sein. …

12. März 1938: 1:15 Uhr nachts – am Balkon des Bundeskanzleramtes

Bundesminister Ing. Reinthaler hielt vom Balkon des Bundeskanzleramtes in Wien folgende Ansprache an die auf dem Ballhausplatz versammelten Massen: Nationalsozialisten, Nationalsozialistinnen! Wohl selten hat Wien einen solchen Begeisterungssturm erlebt wie heute. Die Machtergreifung des Nationalsozialismus, die wir bisher nur erträumt haben, ist Tatsache geworden. Vom heutigen Tag an beginnt in Österreich eine neue Zeit, die Zeit der deutschen Schicksalsgemeinschaft. Es lebe das große Deutsche Reich! Heil Hitler! Anschließend verkündete der Staatsrat vom Balkon des Bundeskanzleramtes aus der dort versammelten zahlreichen Menschenmenge die neue Ministerliste. Dr. Arthur Seyß-Inquart wird zum neuen Bundeskanzler.

12. März 1938: 2 Uhr nachts – Hakenkreuz Beflaggung in Österreich

Um 2 Uhr nachts verkündete der Sprecher der Rabag: Das deutsche Volk in Österreich wird aufgefordert, mit Hakenkreuzfahnen und rot-weiß-roten Staatsfahnen zu flaggen. Anmerkung: Äußerst fraglich stellt sich dann der nächste Morgen dar. Hakenkreuzfahnen in Österreich so weit das Auge sehen kann. Woher haben die Österreicher plötzlich diese vielen Hakenkreuzfahnen?

15. März 1938 – Ansprache von Adolf Hitler auf dem Heldenplatz in Wien

Hitler in Wien. Fahrt auf der Ringstraße. Im Fonds des Wagens Seyß-Inquart. © ÖNB

Deutsche! Männer und Frauen! In wenigen Tagen hat sich innerhalb der deutschen Volksgemeinschaft eine Umwälzung vollzogen, die wir heute wohl in ihrem Umfange sehen, deren Bedeutung aber erst spätere Geschlechter ganz ermessen werden. Es ist in den letzten Jahren von den Machthabern des nunmehr beseitigten Regimes oft von der besonderen „Mission“ gesprochen worden, die in ihren Augen dieses Land zu erfüllen hätte. Ein Führer der Legitimisten hat sie in einer Denkschrift genau umrissen. Nach ihr war es die Aufgabe dieser sogenannten Selbständigkeit des Landes Österreich, die in den Friedensverträgen fundiert und von der Gnade des Auslandes abhängig war, die Bildung eines wahrhaft großen Deutschen Reiches zu verhindern und damit den Weg in die Zukunft des deutschen Volkes zu verriegeln. Ich proklamiere nunmehr für dieses Land seine neue Mission. Sie entspricht dem Gebote, das einst die deutschen Siedler aus allen Gauen des Altreiches hierher berufen hat: Die älteste Ostmark des deutschen Volkes soll von jetzt ab das jüngste Bollwerk der deutschen Nation und damit des Deutschen Reiches sein. Jahrhundertelang haben sich in den unruhevollen Zeiten der Vergangenheit die Stürme des Ostens an den Grenzen der alten Mark gebrochen. Jahrhundertelang, für alle Zukunft soll sie nunmehr ein eiserner Garant sein für die Sicherheit und Freiheit des Deutschen Reiches und damit ein Unterpfand für das Glück und für den Frieden unseres großen Volkes. Und ich weiß: die alte Ostmark des Deutschen Reiches wird ihrer neuen Aufgabe genauso gerecht werden, wie sie die alte einst gelöst und gemeistert hat. Ich spreche im Namen der Millionen dieses wunderschönen deutschen Landes, im Namen der Steirer, der Nieder- und Oberösterreicher, der Kärntner, der Salzburger, der Tiroler und vor allem im Namen der Stadt Wien, wenn ich es den in diesem Augenblick zuhörenden 68 Millionen übrigen deutschen Volksgenossen in unserem weiten Reich versichere: Dies Land ist deutsch, es hat seine Mission begriffen, es wird diese erfüllen, und es soll an Treue zur großen deutschen Volksgemeinschaft von niemandem jemals überboten werden. Unsere Aufgabe aber wird es nun sein, durch Arbeit, Fleiß und gemeinsames Einstehen und Zusammenstehen die großen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Aufgaben zu lösen, vor allem aber Österreich immer mehr zu einer Trutzburg nationalsozialistischer Gesinnung und nationalsozialistischer Willenskraft zu entwickeln und auszubauen. Ich kann diesen Appell an Sie aber nicht schließen, ohne nun der Männer zu gedenken, die es mir mitermöglicht haben, die große Wende in so kurzer Zeit mit Gottes Hilfe herbeizuführen. Ich danke den nationalsozialistischen Mitgliedern der Regierung, an ihrer Spitze dem neuen Reichsstatthalter Seyß-Inquart. Ich danke den zahllosen Parteifunktionären, ich danke aber vor allem den ungezählten namenlosen Idealisten, den Kämpfern unserer Formationen, die in den langen Jahren der Verfolgung bewiesen haben, dass der Deutsche, unter Druck gesetzt, nur noch härter wird. Diese Jahre der Leidenszeit haben mich in meiner Überzeugung vom Wert des deutschösterreichischen Menschen im Rahmen unserer großen Volksgemeinschaft nur bestärkt. Die wunderbare Ordnung und Disziplin dieses gewaltigen Geschehens, ist aber auch ein Beweis für die Kraft der diese Menschen beseelenden Idee. Ich kann somit in dieser Stunde dem deutschen Volke die größte Vollzugsmeldung meines Lebens abstatten: Als Führer und Kanzler der deutschen Nation und des Reiches melde ich vor der Geschichte nunmehr den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich! Deutschland und sein neues Glied, die Nationalsozialistische Partei und die Wehrmacht unseres Reiches – Sieg Heil!

Verfolgung – Deportation – Massenmord

Freudentaumel in den Wiener Straßen am 12. März 1938: Kurz nach der Verkündigung in der Nacht beginnen Fackelzüge sowie tagsüber zahlreiche Umzüge mit Sieg-Heil-Rufe durch Wien. Tagsüber will der Jubel immer noch kein Ende nehmen und noch immer ist die Wiener Kärntnerstraße dicht gedrängt voll von Menschen.  In dieser tief bewegten Stunde am 12. März 1938 wird das neue Österreich mit den Rufen Sieg Heil! Heil Hitler! begrüßt.

Das Verkehrsbüro am Naschmarkt ist bereits in prächtigem Flaggenschmuck, in dem Schmuck der Hakenkreuzfahnen, dekoriert.

Die Kaffeehäuser haben auch ein ganz verändertes Bild. Sie sind gefüllt von jungen Leuten, von den deutschen Volksgenossen.

Währenddessen begibt sich der Führer im Flugzeug von Berlin nach München. In München angekommen, bestieg Adolf Hitler einen Kraftwagen und fuhr mit diesem nach Braunau, seiner Heimatgemeinde, weiter. Um 15:50 Uhr passierte der Führer die reichsdeutsche Grenze. Adolf Hitler ist in Österreich angekommen.

Nicht alle jubelten!

Am 20. Mai 1938 wurden die Nürnberger Rassengesetzte auf österreichischem Staatsgebiet eingeführt.

Die Judenverfolgung

Nicht alle jubelten! Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich, ahnten schon viele Österreicher, dass nichts Gutes kommen wird, besonders die jüdische Bevölkerung.  Anmerkung: Am 15. September 1935 wurden die „Nürnberger Rassengesetzte“ vom Berliner Reichstag angenommen und von dessen Präsidenten Hermann Göring in Deutschland verkündet. Mit den Nürnberger Gesetzen wurde die Degradierung jüdischer Bürger zu Menschen minderen Rechts besiegelt und ihre gezielte Diskriminierung vorbereitet.

Am 20. Mai 1938 wurden die Nürnberger Rassengesetzte auf österreichischem Staatsgebiet eingeführt.

Bei einem Treffen mit Adolf Hitler am 2. Oktober 1940 hat der Wiener Gauleiter Baldur von Schirach auf die Abschiebung der Wiener Jüdinnen und Juden gedrängt, wobei er sich auf die in Wien herrschende „Wohnungsnot“ berief. In einem Schreiben der Reichskanzlei vom 3. Dezember 1940 erhielt Baldur von Schirach die Zustimmung für die ersten großen Deportationen aus Wien ins Generalgouvernement.

Am 15. Feber 1941 wurden die ersten Jüdinnen und Juden aus den Wiener Sammellagern nach Polen deportiert. Die „Wiener Transporte“ wurden zum Vorbild für die Logistik des planmäßigen Völkermords, der im Jahr 1942 beginnen sollte.

Die Listen der Menschen, die zur Deportation vorgesehen waren, wurde von den SS-Männern der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ ausgewählt. Diese NS-Behörde, 1938 von Eichmann aufgebaut, wurde 1941/42 zur zentralen Stelle für die Deportation.

Im Unterschied zu den großen Deportationen, die reichsweit erst im Oktober 1941 begannen, waren die Zielorte dieser ersten Deportationen noch offene Ghettos, in denen sich die Deportierten frei bewegen konnten, wenn auch das Verlassen der Ghettogrenzen verboten war. Erst nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 zielte die NS-Verfolgungspolitik nicht mehr auf Vertreibung, sondern auf Vernichtung ab.

Der Leidensweg der Burgenland-Roma und Sinti

Ein ähnliches Schicksal wie die Juden erlebten auch die „Zigeuner“ des Burgenlandes. Obwohl die Roma und Sinti, wie sie sich selbst nennen, als „Arier“ galten, wurden sie gnadenlos verfolgt und getötet. Man hat sie als Eindringlinge, Schmarotzer und orientalische Pestträger bezeichnet. Die ersten Maßnahmen begannen schon 1938 gegen die „Zigeuner“ mit dem Verbot des Bettelns und der Landstreicherei sowie das Verbot, an der Volksabstimmung teilzunehmen. Ihnen war nicht erlaubt ,die Schule zu besuchen, sich auf öffentlichen Plätzen zu versammeln oder öffentlich zu musizieren. Mischehen waren ihnen strengstens untersagt.

Roma-Familie vor den ärmlichen Häusern – Neudorf bei Landsee © ÖNB / Swoboda, F.

Zigeunerhütte in Dobersdorf – Verfallene Hütte, davor aufgereiht zahlreiche Menschen © ÖNB

Neudorf bei Landsee – Roma-Familie vor strohgedeckter Hütte © ÖNB

Homosexualität und Widerstandskämpfer

Luftangriffe auf Österreich

Ansicht des Flakturm II aus der Oberen Augartenstraße. © ÖNB / Siegenfeld

Neue Burg: Teilansicht vom Heldenplatz. Aufnahme während der Ummauerung des Prinz Eugen-Denkmals zum Schutz vor Bomben. © ÖNB

Befreiung und Kriegsende

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